8) Ergänzungen zur Ausgangslage.

Als ich mich in der Schule einst damit befassen hatte müssen, war ich religionsmündig einerseits gewesen und nicht volljährig andererseits. Einerseits hatte ich also meine Entscheidung getroffen und andererseits war mir jenes Thema "auferlegt" worden und insofern versteht es sich wohl von selber, daß ich damit abstrakt, unpersönlich und ohne meine religionsmündige Entscheidung davon beinflussen zu lassen damit umging und umgehe.

Es stand ja wohl jenem Deutschlehrerlein nicht zu, meine religionsmündig getroffenen Entscheidungen infrage zu stellen, nur weil er selber anscheinend "ev.-luth." war!

Aber kaum war ich als einer von nur 6 Schülern in der 13. Klasse im Religionsunterricht geblieben, schon fühlte er sich berufen, sich auch in religiöse, religiös anmutende Themen & co einzumischen zu versuchen.

Es war jenes "religiöse eifern", jenes "religiös-lebensweise-betreffs sich für berufen halten", was ihn anscheind zu seinen absurden, regelwidrigen Handlungen verleitete.

 

Tätigkeiten jener "Elterninitiative", die eher von anderen Personen und deren Absichten sowie Zielsetzungen ausgingen:

a) Selbstverständlich bietet dazu das Buch "Gemeinsam gegen Abhängigkeit und Extremismus, 40 Jahre Elterninitiative, Rückblick und Ausblick 1975 -2015"(, Udo Schuster, Dokumentations_Edition 33 der A.R.W., ISBN 978-3-941421-47-9, 1. Auflage München 2015 ) viele interessante Einblicke.

 

b) Die Elterninitiative legte sich mit vielerlei Gruppierungen wie Bhagwan, usw und auch der "TM-Scene" an.

Bald kamen die Heftchen des Pfarrer Haak betreffs "neu-religiöser Bewegungen" usw.

Zu TM schrieb Pfarrer Haak Etliches so alà es sei "eindeutig religiö", hinduistisch, die Mantren seien "Götternamen" bzw eindeutig Göttern zuzuordnen, usw usf, wobei sich Pfarrer Haak dann bisweilen auf wenig komptenete Personen wie einen Journalisten einer dänischen Zeitung beruft und dabei keine Quellenangabe alà Nummer der Ausgabe, Jahr, Tag, Überschrift des Artikels erwähnt und auch nicht beantwortet in welcher Sprache es erschien und wer es gegebenfalls in die deutsche Sprache übersetzte; auch die Angabe der Qualifiziertheit so eines etwaigen Übersetzers wird offengelassen und bleibt unbelegt.

Vergleiche etwa: Haak, Friedrich-Wilhelm,"Transzendentale Meditation - Maharishi Mahesh Yogi * Weltplan * RRA e.V.", Münchner Reihe, evangelischer Presseverband für Bayern, 8000 München 19, Abteilung Schriftenversand,  2. Auflage, 1977, Seite 11, 14, 34. 

vergleiche auch: Haak, Friedrich Wilhem, "Transzendentale Meditation", Münchner Reihe, 6 . überarbeitete und erweitere Auflage, 1992, evangelischer Presseverband für Bayern, Abteilung Schriftenmission, ISBN 3-583-50622-7, herausgegeben von Thomas Gandow, Seite 27 betreffs der sog. "Fortgeschrittenentechnik".

 

Eltern plapperten es nach, aus den Kreisen der CSU fing auch Glaube an solche "Behauptungen" an, die Bundesregierung unter Dr. Kohl sprach von sowas wie "destruktiver Sekte" & co.

 

In der Pinakothek der Moderne wurden in einer Ausstellung Werke von Prof Fritz Winter gezeigt, der in den frühen 60-er Jahren "Farbe ohne Form" zu malen sich bemühte. (siehe zB.: https://www.pinakothek.de/ausstellungen/fritz-winter-die-1960er-jahre-jahrzehnt-der-farbe; Link vom 6.3.2021; Fritz-Winter-Stiftung / Pinakothek der Moderne - Kehrer Verlag; www.kehrerverlag.com.

Es gibt zur damaligen Ausstellung ein Buch: Fritz Winter: Die 1960er Jahre. Jahrzehnt der Farbe April 2016, herausgegeben von "Bayerische Staatsgemäldesammlungen" und Fritz-Winter-Stiftung; die Autorin ist Anna Rühl. (siehe [42])

Ok, dieses Buch gab es anno 1975 und so bald danach noch nicht. Ok, aber Professor Fritz Winter lebte am Ammersee, unweit von München und jene Bilder entstanden nunmal in den frühen 1960-er Jahren.

Mag ja sein, daß es zu Pfarrer Haak und Anderen bis dahin nicht vorgedrungen war.

Selbst Folgendes war für Pfarrer Haak anscheinend völlig unauffindbar gewesen:

Einige der von Pfarrer Haak als "TM-Mantren" verbreiteten "Sanskrit-Wörter" hatten völlig nicht-religiöse Bedeutungen, wie etwa jenes "Shyama" - der Haak'schen TM-Mantren-Listen -, das "dunkel, schwarz" bedeutet (siehe Prof, Mylius's Sanskrit-Deutsch, Deutsch-Sanskrit-Lexika, erstmals erschienen im VEB-Verlag in der Ex-DDR und das im Jahre 1975, also dem Jahr der Gründung jener Elterninitiative - und somit Pfarrer Haak prinzipiell verfügbar gewesen.

Und wenn Pfr. Haak was zu shyama und dunkel/schwarz schreibt, so allenfalls, daß es ein Symbol für "Göttin Kali" sei. Achso, das Wort schwarz, den Begriff "dunkel" gäbe es nur noch im Zusammenhang mit der "Schwarzen Madonna" von Altötting/Bayern? "Aber, aber Herr ev.-luth. Pfarrer 'versteckte, klammheimliche Marienverehrung'?", wäre dann das Analogon zu Pfr. Haak's Vorwürfen betreffs der "TM-Mantren" jenbezüglich. Was war wohl vorher: Die Worte schwarz und dunkel oder eine schwarze Kali-Statue, eine schwarze Madonnenstatue? Wenn ein Lehrer in der Schule die Worte "schwarz", "dunkel" im Englischunterricht, im Bemühen den SchülerInnen die englischen Begriffe dafür beizubringen, benutzt, täte so eine Lehrperson klammheimlich zu Kali oder auch zur schwarzen Madonna beten und die SchülerInnen anleiten, es ihr nachzumachen? Sorry, irgendwIe erinnert mich das an Wahnsinn!

Aber wenn Mr. Mahesh im Zusammenhang mit den TM-Mantren von "Wörtern ohne Bedeutung" sprach, so sei das alles frei erfunden, erlogen, erstunken, klammheimliche Verbreitung von Hinduismus usw.

 

c) Ergebnis:

Es sieht eher so aus, daß Pfarrer Haak absichtlich nur das sah/sehen wollte, was Ihm in sein "Bild", seine "Vorstellungen" und va seine, auf zum Verschwinden der TM-Scene gerichteten, Zielsetzungen, paßte. (Dr. Horst Seehofer sprach mal, bei seinem Abschied als Bayerischer Ministerpräsident - in allgemeinem Zusammenhang -, von "bewußtem nicht verstehen wollen".)

Pfarrer Haak schreibt auch in seinem Buch Guruismus, daß man von Ihm einen "objektiven Standpunkt" nicht erwarten könne:

Haak schreibt, daß er das Thema Guruismus zwar nicht umfänglich bearbeiten habe können und nur Infos und Überlegungsansätze dazu anbieten könne und wolle. Darüberhinaus betont er, daß er einen gewissen Standpunkt, den er nicht näher ausführt, eingenommen habe. Allerdings schreibt er klipp&klar, daß der er keinen wissenschaftlichen Standpunkt an den Tag legt, da er die Wissenschaftlichkeit für - aus seiner Sicht heraus - minderwertig, rückratlos halte.

vergleiche dazu: Seite 10 in [30])

Nunja für ein Referat am naturwissenschaftlich-matematischen Gymnasium hätte mir so ein Buch, dessen Autor sich nicht der Sachlichkeit, Objektivität und Wissenschaftlichkeit verpflichtet fühlt/~e, nichts geholfen.

Allerdings erinnert es sehr an die Haltung jenes Klassleiters.

Ok, Pfarrer Haak wäre ja nie für mich bzw meinen Fall zuständig gewesen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen war ich nunmal katholisch, zum Anderen handelte es sich um die Mißstände an einem staatlichen Gymnasium bzw um die Mißbräuchlichkeiten eines Lehrers eines staatlchen Gymnasiusm und den, jedenfalls karriere-schädigenden Folgen. Darüberhinaus ging es aufgrund meiner Erfahrungen und dem was ich in der TM-Scene" nunmal so mitbekommen hatte, um etwas, wofür entweder Verfassungsschutz, BND oder MAD oä allenfalls sinnvolle Ansprechpartner gewesen waren.

 

Anderen Wissenschaftlichkeit absprechen, selber ohne Fachkomptenez schreiben, seinen Standpunkt durchexerzieren und Anderen, die sich im Sinne von "Mitarbeiter an der Wahrheit" (Professor Ratzinger's Motto anläßlich seiner Weihe zum Bischof in München dereinst) um Wissenschaftlichkeit bemühen, das Leben schwer machen, indem jede Menge von Voreingenommenheit aufgebaut wurde, paßte (bzw hätte nicht; Haak's Büchleins kamen für mich eh zu spät) nie&nimmer zu "Wissenschaftsfreiheit" und die Ausrichtung jenes Gymnasiums, das nunmal ein "naturwissenschaftlich-mathematisches Gymnasium" war und sein sollte.

 

Aber genau mein Bemühen ab ca Mitte April 1976, zunächst mal den richtigen Ansprechpartner in Ruhe zu suchen, wurde von einem schier unerträglichen Aktionismus aus den Kreisen jener Elterninitiative wonach sie und nur sie und deren empfohlene Spezialisten zuständig seien bzw sein könnten, schlicht und einfach unmöglich gemacht.

Machte ich mir schriftlich Notizen, um das erst mal in eine sinnvolle Reihenfolge etc zubringen, landete es morgen in der Elterninitiative, bei Psychiatern & co.

Also blieb mir nur noch eine "gedankliche Arbeitsweise", die mir für jene Thematik aber nicht günstig erschien und mir, bei derartig komplexen Zusammenhängen, gänzlich ungewohnt war. 

Es wurde so eine Situation geschaffen, mit der man mit dem was an einem naturwissenschaftlich-mathematischen Gymnsaium gelehrt wurde, möglichst nicht zurecht kommen sollte können.

 

Pfarrer Haak soll, so berichtete mir mal eine Arbeits-Kollegin, die wegen "kommunistischer Umtriebe" das Gymnasium einst hatte verlassen müssen, damals als Gymnasiallehrer durchaus "umgänglich gewesen".

Sein katholischer Hans Löffelmann, der in der Elterninitiative nunmal mit an Bord gewesen und sogar "Gründungsmitglied" war, lehnte aber zB "Lern-und Lehrmittelfreiheit" ab und enagierte sich in einer Gruppe Ähnlichgesinnter: "Ja das lehnen wir ja auch ab", sagte er mal zu mir, als ich ihm erklärte, daß Lern-und Lehrmittelfreiheit nunmal Gesetz sei - und zu sein habe -.

Inwieweit Hans Löffelmann als Dipomtheologe etwa den "Standpunkt" der ganzen Kirche meinte, ließ er offen.

Inwiefern es der Standpunkt der Psychologie - er war nunja auch Diplompsychologe und hatte in mindestens einem der Fächer auch promoviert - in Deutschland  sei, ließ er ebenfalls offen. 

Daß man die Verstöße gegen die "Lern-und Lehrmittelfreiheit" und die Folge davon, doch offenbar nicht Mr. Mahesh und der TM-Scene anlasten könne, wurde damit alleine schon als Thema nicht mehr zugelassen.

Der Mißbrauchslehrer wäre ja schließlich einer der Ihren gewesen und könnte allenfalls als sowas wie ein besonders tapferer Held bezeichnet werden.

So hatten sich Pfarrer Haak, Hans Löffelmann und die Anderen auf etwas eingelassen, was für sie einfach etliche Nummern zu groß gewesen war.

Aus unerfindlichen Gründen - hatten sie auf Fachleute aus dem Bereich der Philosophie und Indologie verzichtet und dieses als ihren Standpunkt, der Wissenschaftlichkeit überlegen sei, auch noch explizit und stolz oder auch trotzig verkündet. 

Das hatten die Ex-DDR und die UDSSR ganz anders gemacht.

Deren Spezialisten wie u.a. KGB-Fachagenten wurden von Indologen und Philosophen in der Materie erstmal top ausgebildet.

(Die Wirkungen die jene Spezial-KGB-Agenten usw zu erzielen beabsichtigten, waren zwar nicht wirklich sachgerecht - da die Verblendung durch Atheismus und dialektischen Materialsimus sowie vom Marxmismus-Leninismus nunmal ganz und gar nicht überwunden war und auch gar nicht überwunden werden hatte können, da es von deren sehr autoritären Systemen nunmal und per derer dummer Anhänglichkeit an den falsch-strategischen Atheismus, usw mit allen nötigen Mitteln zu vereiteln getrachtet wurde, - aber nunmal irgendwo noch so, daß das eine oder auch andere für sinnvoll erachtet werden kann.

Außerdem hatten sie wenigstens ein themengerechtes, fundiertes Fachwissen erlangt und es genügt jenen folglich, darauf aufbauen könnend, deren Verblendetheit und Anhänglichkeit an deren atheistische, leninistisch-marxistischen und dialektisch-materialistischen Illusionen sowie Ungereimtheiten und insofern "die Illusion schlechthin", "Mâya" im Sinne des Vedânta zu überwinden.

René Descartes bietet dazu, zum Thema "Zweifel" und "zweifelnd" sich dem Ziele der "Wahrheit" zu nähern, eine sehr reale, allgemein akzeptierte Hoffnung und Ideen, wenn nicht gar ein Vorbild.

Nachdem in der UDSSR und Ex-DDR etc Mathematik nunmal nicht "verfolgt" bzw "geächtet" wurde, scheinen deren Chancen besser zu sein, als wie die Chancen derer, die Upanishadlehren, Methoden des Vedânta per Zwangspsychatrie uä bekriegten und es vehiment ablehnten, sich mit den klassischen indischen Lehren erstmal unparteilich, objektiv und fair zu befassen, wenn sie sich nunmal schon überhaupt - aus unerfindlichen Gründen aus freien Stücken dazu für berufen hielten.)

 

 

 


 

 Zu diesem Thema "Standpunkt des Pfarrers Haak" und "Wissenschaftlichkeit" und Haak's EInordnung der "Wissenschaftlichkeit" als "Standpunktlos" und insofern minderwertig, paßt ein Kommentar, den ich abstrakterweise (daher allgemeiner gültig und nicht nur für die r.-kath. Kirche), für die NZZ, Neue Züricher Zeitung mal zum Thema " Der andere Blick - Auf ihrem Synodalen Weg stolpert die katholische Kirche der Bedeutungslosigkeit entgegen" schrieb (Ich habe diesen Beitrag hier nochmals korrigiert und leicht verbessert):

 

Guten Tag, grüß Gott,

Das Problem der christlichen Kirchen ist ein Grundlegenderes.

Sie haben die Figur des Jesus als "irdische Wirklichkeit", als irdisch-real Mensch-gewordenen Gott als zentrale Stelle in ihrer Lehre.

Seit Einstein's spezieller Relativitätstheorie jedoch ist "Traum und Wirklichkeit" nicht mehr so leicht zu trennen.

Wie könnte diese irdische Welt eine Traumwelt sein? Wie in 1 Nacht 100 Erdenjahre oder mehr so real "träumen"?

Nunja, aber wenn es eine ca Kopie dieses Sonnensystems gäbe, das sich - da irgendwo am Rand des Universums - mit nahegenug Vakuum-Lichtgeschwindigkeit bewegt und wir würden "real" dort leben und gerade schlafen und träumen, so würden in 1 Nacht dadort eben locker 100 Erdenjahre dahier vergehen können. (Ohne Probleme vorstellbar seit Einstein.). Na klar, würde es für jenes Sonnensystem dort wieder so gelten, usw. Woimmer man hinsieht, sich "real" wähnen könnte, könnt's wieder nur Traum gewesen sein.

Wenn daher Zuang Dsi, Buddha, Shankara, Tän-tai-Schan (smaragdene Felswand..), Yogi Govinda, Gaudapada ua rieten darüber nachzudenken, was Wirklichkeit sei und was Traum, so ist, angesichts Einstein's spezieller Relativitätstheorie und "real" wahren Schlußfolgerungen daraus, diese Betonung des Themas "Bewußtsein", "eigenständig existentes reines Bewußtsein", "Weltseele", realistischer als die "zentrale Realitätsgarantie" der christlichen Religionen, mit "Erde" als Zentrum der Wirklichkeit, die nun zusehen oder auch erkennen müssen, falsch verankert zu sein.(Weil deren "Ankerpunkt", der "reale Menschgewordene Gott", vielleicht ja nur ein "Traum" gewordener Gott war/gewesen wäre

 Adios

 

vergleiche: Kommentar von mir in NZZ, Neue Züricher Zeitung, vom 08.03.2023, 17.59 Uhr

https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/katholische-kirche-heillos-scheitern-mit-dem-synodalen-weg-ld.1729299

 

Zum Thema "Traum und Wirklichkeit" aber mehr im entsprechenden Kapitel: "Traum und Wirklichkeit"

 

Noch ein Hinweis zum Thema "Verankertheit von Wissen in Bewußtsein" bzw die Beziehung von Bewußtsein und Wissen:

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...

Die Mâṇḍûkya-upanishad des Atharvaveda,

mit der Kârikâ des Gauḍapâda über dieselbe.

 

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EINLEITUNG.

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Die Mâṇḍûkya-Upanishad, in Prosa, trägt zwar den Namen einer halbverschollenen Schule des Ṛigveda, wird aber zum Atharvaveda gerechnet und ist, wie nicht nur die zahlreichen Zitate, sondern auch die systematische Geschlossenheit ihrer Darstellungsweise zeigen, erheblich später als die prosaischen Upanishad's der drei ältern Veden, von deren Weitschweifigkeit ihre Kürze und Präzision sehr merklich absticht. Mit der Maitrâyaṇa-Upanishad bieten sich mehrere Berührungspunkte, und es wird noch näherer Untersuchung bedürfen, auf welcher Seite die Priorität ist. Hingegen macht die Mâṇḍûkya-Upanishad gegenüber den meisten Upanishad's des Atharvaveda einen mehr altertümlichen Eindruck, namentlich sofern sie an dem Worte Om nur drei und noch nicht dreiundeinehalbe Mora's unterscheidet.

Der Grundgedanke der Mâṇḍûkya-Up. ist, daß in der Silbe Om die ganze Welt ausgedrückt ist. Den Beweis für diesen Satz führt sie wie folgt: Die Welt ist Brahman, Brahman ist der Âtman, der Âtman aber ist der Om-Laut, sofern dessen Moren die vier Viertel oder Füße, d. h. die vier Zustände des Âtman entsprechen. Diese vier Zustände sind: 1) das Wachen, Vaiçvânara (so benannt, weil seine Eindrücke allen gemeinsam sind; vielleicht, nach Çañkara, auf Chând. 5,11—18 zurückgehend), in welchem der Âman nach außen erkennt; 2) der Traumschlaf, Taijasa (der lichte, weil in ihm der Âtman sein eigenes Licht ist, svena bhâsâ, svena jyotishâ prasvapiti, Bṛih. 4,3,9), in welchem der Âtman nach innen

 

574

Atharvaveda.

 

erkennt; 3) der Tiefschlaf, Prâjña (weil in ihm der Âtman nach Bṛih. 4,3,21 mit dem prâjña âtman, d. h. Brahman, vorübergehend eins wird; 4) der ,,Vierte", Caturtha (Turîya, Turya), in welchem die Auslöschung der Weltausbreitung nicht, wie beim dritten Zustande, unbewußt, sondern mit Bewußtsein vollbracht wird. Dem ersten Zustande entspricht in Om (a + u + m) das a, dem zweiten das u, dem dritten das m, dem vierten der moralose (amâtra) Teil des Wortes, wie durch Etymologiespiele bewiesen wird.

Die Mâṇḍûkya-Upanishad wird von Çañkara im Kommentar zu den Brahmasûtra's auffallenderweise nicht benutzt; hingegen ist sie nicht nur auf mehrere Upanishad's des Atharvaveda von großem Einflüsse gewesen, sondern dient auch, wiewohl mit veränderter Bedeutung ihrer Grundbegriffe. mehr als irgendeine andre Upanishad den geistvollen Konstruktionen des Vedântasâra zur Voraussetzung.

Ihre größte Bedeutung aber liegt darin, daß sie Anlaß gegeben hat zu einem der merkwürdigsten Monumente der indischen Philosophie. nämlich zu der Kârikâ des Gauḍapâda, einem Werk, dessen Wertschätzung sich schon darin kund gibt, daß seine vier Teile (deren erster die Mâṇḍûkya-Upanishad einschließt) als vier Upanishad's gerechnet zu werden pflegen.

Daß der Autor dieser Kârikâ; welcher in der schroffsten Weise den reinen Advaita-Standpunkt vertritt, derselbe Gauḍapâda sei, der in seinem Kommentar zur Sâñkhyakârikâ die Lehre des Kapila als das Mittel der Erlösung preist, können wir nicht glauben, und wenn Spätere, wie Vâcâcspatimiçra und Vijñânabhikshu die verschiedensten Systeme kommentiert haben, so ist das doch etwas andres; denn die Mâṇḍûkya-Kârikâ ist in ihren drei letzten Teilen ein vollkommen selbständiges Werk, und der Autor desselben proklamiert, offenbar aus tiefster Überzeugung, einen Standpunkt, welcher es ihm unmöglich machen mußte, sich auch nur vorübergehend zum Interpreten der Lehre der ,,Zweiheitler" zu machen. die er so entschieden bekämpft. Hingegen ist es sehr glaublich, daß unser Gauḍapâda der Lehrer des Govinda, des Lehrers des Çañkara gewesen sei; beide, Gauḍapâda und Çañkara, stehen in allem Wesentlichen auf demselben Standpunkte, und viele Gedanken und Bilder, in denen Çañkara sich ergeht, sehen wir bei Gauḍâpâda schon auftauchen (Akkomodation der Schrift, Polemik gegen die Kausalität, das objektlose Erkennen usw.; Schlange und Strick, Weltraum und Topfraum, Traum, Mâyâ, Wüstenspiegelung usw.); ja, man Kann sagen, daß Çañkara die Lehren des Gauḍapâda in ähnlicher Weise zum Systeme fortbildet wie Platon die des Parmenides.

Gauḍapâda und Parmenides, — dieser Vergleich wird sich jedem Leser des hier zum erstenmal übersetzten indischen Gedichtes von selbst aufdrängen, da der Grundgedanke beider Philosophen derselbe ist, ja auch die Ausführumg desselben oft merkwürdige Berührungspunkte zeigt. Alle Behauptungen des Parmenides laufen auf die beiden hinaus, daß es 1) keine Vielheit und 2) kein Werden gibt; und dem entsprechend bewegt sich das indische Gedicht von Anfang bis zu Ende in den beiden Begriffen 1) des advaitam, der Nichtvielheit, 2) der ajâti, des Nichtwerdens; und

 

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Maṇḍûkya-Upanishad, Einleitung.

 

wenn wir auch, wie gewöhnlich in Indien, eine geordnete Disposition vermissen, so daß dieselben Gedanken in ermüdender Weise immer wieder vorkommen, wenn wir auch oft statt der Erklärungen nur Bilder, statt der Beweise bloße Behauptungen empfangen, so wird doch jeder Sachkenner den Eindruck gewinnen, dafs das Gedicht des Gauḍapâda ebenso wie das des Parmenides auf tiefer und echter, wenn auch nur intuitiver, metaphysischer Einsicht beruht.

Wir wollen hier nur noch den Gedankengang der vier Teile in seinen Hauptzügen andeuten, indem wir im übrigen auf unsere Übersetzung verweisen, welche, durch den Zwang des Metrums und der dadurch geforderten Kürze, nicht überall so wörtlich sein konnte, wie es nach andrer Seite erwünscht gewesen wäre; doch hoffen wir den Gedanken nirgendwo verfehlt zu haben. Nicht aber befinden wir uns überall in Übereinstimmung mit dem unter Çañkara's Namen überlieferten Kommentar, welcher oft entschieden fehl greift; z. B. wenn er 4,83 von den vier Thesen 1) asti, 2) na asti, 3) asti, na asti, 4) na asti, na asti, iti „Er ist nicht", die vierte für gleichbedeutend mit na asti, na asti, iti (vielleicht las er so) nimmt und auf den Atyantaçûnayavâda, d. h. wohl die buddhistische Schule der Mâdhyamika’s, bezieht; — und so in vielen andern Fällen.

...

<<

Deussen, Prof. Dr. Paul, "Sechzig Upanishad's des Veda - aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Dr. Paul Deussen, Professor an der Universität Kiel", zweite Auflage, Leipzig, F.A. Brockhaus, 1905, Seiten 573 bis 575

 

 

 


d) Was sagen Moriz Winternitz, Hermann Oldenberg aber auch Swami Vivekananda zum Thema "Sekten" im Hinduismus?

 

Prof. Moriz Winternitz:

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...

Aber abgesehen davon, daß uns die Suttas des Majjhimanikāya die beste Vorstellung von der alten buddhistischen Religion und der Lehrweise des Buddha und seiner Jünger geben, sind sie uns darum von Wichtigkeit, weil sie uns manch interessante Einblicke in das Leben und Treiben jener alten Zeit gestatten, nicht nur in das Leben der Mönche selbst (wie in Nr. 5, 21, 22 u.a.), sondern auch in das der Volkskreise. So gibt uns Nr. 51 eine gute Übersicht über das brahmanische Opferwesen und wertvolle Andeutungen über den Zusammenhange zwischen den blutigen Opfern und Herrscher- und Priestertum. Wiederholt begegnen uns Aufzählungen verschiedener Arten von asketischen Übungen, die im alten Indien beliebt waren. Eine wahre Musterkarte von asketischen Scheuslichkeiten finden wir in Nr.12 und 14, und auch in den Suttas Nr, 40,45,51 und 60 ... lernen allerlei wunderliche Heilige verschiedener Sekten kennen. Es hat damals zB >>Hundeasketen<< und >>Rindviehasketen<< gegeben, deren Askese darin bestand, daß sie ganz nach der Art der Hunde bzw Rinder sich nährten und lebten. Auf die Frage was aus diesen Asketen im künftigen Dasein werde, antwortet Buddha, daß der >>Hunde-Asket<< im besten Fall als Hund, der >>Rindvieh-Asket<< im besten Fall als Ochs wiedergeboren werden dürfte, daß sie aber beide möglicher Weise auch beide in die Hölle gelangten. Geschichtlich bedeutsam für das Verhältnis des Buddha zur Sekte der Jainas sind mehrere Suttas, insbesondere das Upālisutta (Nr. 56) ¹), aber auch Nr. 57, 101 und 1094.

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¹) Über dieses handelt eingehend Léon Feer in OC VI, Leiden 1183 t. III, 67ff., RHR t. 13, 1886, 74ff. und JA 1887, s. 8. t. IX, 309ff; 1888 s. S. t. XI, 113ff, 123ff. und t. XII 209ff. Vgl. auch R. Chalmers im JRAS 1895. p. 665 f.

...

<<

aus den Seiten 37 und 38 in "Geschichte der Indischen Litteratur" von Dr. Moriz Winternitz, o. Professor an der Deutschen Universität in Prag, zweiter Band - erste Hälfte, "Die buddhistische Litteratur", Leipzig, C. F. Amelangs Verlag, 1913; Altenburg, Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel & co.

Zu den "Hundeasketen" siehe auch meine Anmerkungen zu Markus Lanz's Reportage zu Thema "Mädchen-Tötungen im heutigen Indien": "Hinweise zur Wirklichkeit in Indien" (in https://www.meditationsstreit-91-19i.de/hinweise_zur_wirklichkeit_in_indien.html  )

 

Swami Vivekananda schreibt bzgl. sein Wissen über und seine Vorstellungen betreffs Sekten und Vedanta immer wieder mal in seinem Buch "Jnana-Yoga", va auch auf den Seiten ab 418 (Jnanana Yoga, esotera Taschenbücherei, ISBN 3-7626-0649-8, S. Auflage 1990, ins Deutsche Übersetzt von Franz Dispeker, Verlag Hermann Bauer KG, Freiburg im Breisgau)


 

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